Gemeinsame Texte der Christlichen Kirchen
Die hier vorgestellten Texte — Glaubensbekenntnisse und Gebete — sind gemeinsames Gut der christlichen Kirchen.
Gerade in dem Bemühen um Einheit ist es gut zu wissen, was uns verbindet — das was uns trennt, wird ohnehin ständig besprochen und hervorgestellt.
- Das Vater Unser – Gebet des Herrn
- Das Apostolische Glaubensbekenntnis
- Das Nicäno-Konstantinopolitanum
- Das Bekenntnis von Nicäa
Das Vater Unser – Gebet des Herrn
Das Vater Unser oder Gebet des Herrn ist das am weitesten verbreitete Gebet im Christentum, das in nahezu allen christlichen Konfessionen im Gottesdienst und von vielen Christen auch privat gebetet wird.
Nach Lukas 11 baten die Jünger Jesu ihn, sie ein Muster für ein Gebet zu lehren, so wie es auch Johannes der Täufer für seine Jünger getan hatte. In Lukas 11, 2-4 sowie in Matthäus 6, 9-13 finden wir dieses Beispielgebet. Die Doxologie (“Denn Dein ist das Reich …”) ist späteren Ursprungs und in den ältesten Handschriften nicht bezeugt.
Schon in der Urkirche galt dieses Gebet als besonders heilig; Katechumenen (noch nicht getaufte, frisch bekehrte Gläubige “in Ausbildung”) durften es nicht beten. Es nahm schnell eine zentrale Stelle im Gottesdienst, insbesondere in der Eucharistie oder Abendmahlsliturgie, ein, und alte Lehrtexte (z.B. die Didache) ermutigen Christen, es auch private dreimal täglich zu beten.
Vater unser im Himmel,
Geheiligt werde Dein Name,
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
Wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute,
Und vergib uns unsere Schuld,
Wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
Sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn Dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit, in Ewigkeit.
Amen.
Das Apostolische Glaubensbekenntnis
Diese Zusammenfassung benennt die wichtigsten Inhalte des christlichen Glaubens zum Zweck des liturgischen oder gottesdienstlichen Betens und Bekennens. Es wird von fast allen westlichen Kirchen allgemein anerkannt; in den Ostkirchen ist es fast unbekannt, enthällt aber keine Aussagen, die in den Ostkirchen irgendwie umstritten wären. Die hier zitierte Fassung wurde 1971 als ökumenische Fassung eingefürt.
Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde;
Und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten;
Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige katholische* Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten
und das ewige Leben.
Amen.
Das Nicäno-Konstantinopolitanum
Das Nicäno-Konstantinopolitanum ist eines der wichtigsten Glaubensbekenntnisse des Christentums, das oft in der Liturgie Verwendung findet, wo es (nicht ganz korrekt) als Nicäisches oder Nicänisches Glaubensbekenntnis (lateinisch fides Nicaena) bezeichnet wird. Die Katholische Kirche nennt es in der Liturgie das Große Glaubensbekenntnis.
Das Nicäno-Konstantinopolitanum ist dasjenige christliche Bekenntnis, das in der Ökumene am zweitweitesten anerkannt ist (nach dem originalen Bekenntnis von Nicäa, siehe weiter unten). Es wurde von der christlichen Kirche seit 451 autoritativ bezeichnet und ist es seither geblieben. Alle Bekenntniskirchen erkennen es an.
In den Ostkirchen (Griechenland, Russland, Kleinasien, …) ist es immer noch in seiner ursprünglichen Form gültig, mit dem Zusatz des Filioque bildet es eine Basis des römisch-katholischen, anglikanischen und protestantischen Glaubens.
Wir1 glauben an den einen Gott, den Vater, den Allmächtigen, der alles geschaffen hat, Himmel und Erde, die sichtbare und die unsichtbare Welt.Und an den einen Herrn Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn, aus dem Vater geboren vor aller Zeit: Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater; durch ihn ist alles geschaffen. Für uns Menschen und zu unserem Heil ist er vom Himmel gekommen, hat Fleisch angenommen durch den Heiligen Geist von der Jungfrau Maria und ist Mensch geworden. Er wurde für uns gekreuzigt unter Pontius Pilatus, hat gelitten und ist begraben worden, ist am dritten Tage auferstanden nach der Schrift und aufgefahren in den Himmel. Er sitzt zur Rechten des Vaters und wird wiederkommen in Herrlichkeit, zu richten die Lebenden und die Toten; und seiner Herrschaft wird kein Ende sein.Wir glauben an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig macht, der aus dem Vater (und dem Sohn2) hervorgeht, der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird, der gesprochen hat durch die Propheten, und die eine, heilige, katholische3 und apostolische Kirche. Wir bekennen die eine Taufe zur Vergebung der Sünden. Wir erwarten die Auferstehung der Toten und das Leben der kommenden Welt. Amen. |
1 Der griechische Originaltext hat durchgängig die Mehrzahl. In der lateinischen Fassung, wie sie sich im Westen eingebürgert hat, steht durchgängig die Einzahl (“Ich glaube…”). Dies deswegen, weil das Bekenntnis im Westen als Taufbekenntnis des Einzelnen gebräuchlich war, während es im griechischen Original als verbindendes Bekenntnis der ganzen Kirche konzipiert ist.
2 Das sogenannte Filioque (griech. “und dem Sohn”) entfällt in der griechisch-katholischen bzw. orthodoxen Fassung.
3 “Katholisch” ist hier nicht in einem konfessionellen Sinn gemeint, sondern im Sinne von “die umfassende, allgemeine, dem gemeinsamen Glauben gemäße Kirche”. Aus diesem Grund übersetzen Kirchen reformatorischer Tradition an dieser Stelle oft “die eine, heilige, allgemeine (bzw. christliche) und apostolische Kirche”.
Das Bekenntnis von Nicäa
Das Bekenntnis von Nicäa wurde vom ersten Konzil von Nicäa 325, dem ersten ökumenischen Konzil, herausgegeben.
Es ist nicht zu verwechseln mit dem bekannteren und nahe verwandten Nicäno-Konstantinopolitanum, dem Bekenntnis des ersten Konzils von Konstantinopel, das ebenfalls oft als nicänisches oder nizänisches Glaubensbekenntnis bezeichnet wird. Im Gegensatz zu diesem wird das hier beschriebene Bekenntnis auch von allen altorientalischen Kirchen anerkannt. Damit ist es das prinzipiell meistanerkannte Bekenntnis im Christentum, spielt aber in der Bekenntnis- und Frömmigkeitspraxis jener Kirchen, die auch das Nicäno-Konstantinopolitanum anerkennen, de facto keine Rolle.
Es ging bei diesem Konzil sehr stark um die Irrlehre des Arius, der die Dreieinigkeit und damit die Gottheit Christi leugnete. Die unten kursiv gesetzten Teile sind Formulierungen des Konzils, die sich in keinem früheren Bekenntnis finden. In ihnen hat die Kirche Formeln gesucht, die die christologische Lehre der Kirche so ausdrückten, dass die Arianer sie nicht arianisch interpretieren konnten – ältere Bekenntnisse wurden auch von den Arianern akzeptiert, da sie sie in ihrem Sinn auslegen konnten.
Auch in diesem Bekenntnis ist katholische Kirche nicht konfessionell zu verstehen (die heutigen Spaltungen und Konfessionen gab es damals noch nicht), sondern im Sinn von “die -umfassende, dem gemeinsamen Glauben gemäße Kirche” zu verstehen.
Ich glaube an den einen Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer alles Sichtbaren und Unsichtbaren. Und an den einen Herrn Jesus Christus, den Sohn Gottes, der als Einziggeborener aus dem Vater gezeugt ist, das heißt: aus dem Wesen des Vaters, Gott aus Gott, Licht aus Licht, wahrer Gott aus wahrem Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater; durch den alles geworden ist, was im Himmel und was auf Erden ist; der für uns Menschen und wegen unseres Heils herabgestiegen und Fleisch geworden ist, Mensch geworden ist, gelitten hat und am dritten Tage auferstanden ist, aufgestiegen ist zum Himmel, kommen wird um die Lebenden und die Toten zu richten;Und an den Heiligen Geist. Diejenigen aber, die da sagen „es gab eine Zeit, da er nicht war“ und „er war nicht, bevor er gezeugt wurde“, und er sei aus dem Nichtseienden geworden, oder die sagen, der Sohn Gottes stamme aus einer anderen Hypostase oder Wesenheit, oder er sei geschaffen oder wandelbar oder veränderbar, die verdammt die katholische Kirche. |
Quellenangabe: Manche der hier gebrauchten Erklärungen sind geküzt und bearbeitet nach den entsprechenden Artikeln in der freien Enzyklopädie Wikipedia